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Prof. Ptacek

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Ableben von Hofrat Mag. Franz Ptacek

Hütteldorfer Friedhof, Gruppe 17, Reihe 2, Nr. 4


Abschiedsrede, gehalten von Rudolf Otepka

Liebe Familie Ptacek, Freunde und Bekannte des Verstorbenen!

Gestatten Sie, daß ich als Schüler und Freund von Hofrat Ptacek einige Sätze der Erinnerung an Sie richte.

Vor nahezu 50 Jahren – ca 2 Monate fehlen noch – begann für mich und meine Klassenkameraden der Unterricht in der 1. Klasse des BRG 7 Kandlgasse. Wir hatten das Glück, 8 Jahre Mathematik und 2 Jahre DG-Unterricht spannend und lebensnah zu gestalten. Immer gelang es ihm, unsere jugendliche Neugier zu wecken, denn er stellte uns immer wieder vor Probleme und ermunterte uns, diese zu lösen. So steigerte er unser Interesse und so förderte er unsere Kreativität und Phantasie.

Über den Fachunterricht hinaus gab es aber noch vieles, was uns an unserem Lehrer faszinierte.

Da waren die Skikurse. Von der ersten Klasse an, gleich nach dem Ende des 2. Weltkrieges, gelang es ihm dank seines Organisationstalentes und seiner Begeisterung für den Skilauf, uns diesen nahezubringen.

Dann waren die Wandertage. Durch geschickte Auswahl der Ziele und interssante Wege weckte er in vielen von uns die Liebe zur Natur und zu den Bergen. Er hatte immer den Mut, Verantwortung zu tragen. Er ließ sich nicht durch kleinliche „Wenn und Aber“ oder durch sinnlose Vorschriften der vorgesetzten Behörde von einem, ihm als wertvoll erkannten Ziele abbringen.

Hofrat Ptacek war ein hervorragender Lehrer und Pädagoge. Sein Sinn für Gerechtigkeit ließ ihn ein Benotungssystem verwenden, welches viele Jahre später allgemein eingeführtt wurde. Sein korrektes Verhalten und sein sachlicher Umgangston mit allen Schülern machte seinen Unterricht so angenehm, besonders deshalb, weil auch ein Schuß Humor nie fehlte. Mit zielstrebiger Konsequenz verfolgte er ein einmal gefaßtes Ziel, ohne dabei andere zur Seite zu drängen oder gar zu verletzen. Es gelang ihm, heikle Probleme durch gute Argumente und wohlgeformte Sätze zu entschärfen und eine positive Lösung herbeizuführen. Sein Auftreten hatte immer Stil.

Trotz seiner vielen guten Lehrereigenschaften war er nie ein aufdringlicher Lehrer. Seine besondere Stärke war seine noble Zurückhaltung und seine menschliche Größe.

Seine hohe Intelligenz und sein umfangreiches Wissen war ein Schatz, den er nur stückweise weitergab und immer nur bei passender Gelegenheit.

Da Reisen von Jugend an zu seinen Hobbys zählte, kannte er nicht nur die ganze Welt, sondern auch Österreich wie kaum jemand.

Die vielen Sprachen, die er perfekt beherrschte, halfen ihm, die Situation in den bereisten Ländern leicht und schnell zu durchschauen. Es wird wenig Mathematiker geben, die ein Lehrbuch für eine Fremdsprache geschrieben haben. Daß er sich auch intensiv mit Malen und Musik auseinandersetzte zeigt, wie vielseitig interessiert und gebildet Hofrat Ptacek war.

Es zeigt aber auch, wie sorgfältig er mit seiner Zeit umging. Keine Leerläufe, immer aktiv.

Ich hatte das große Glück, daß mein Kontakt zu Franz Ptacek nach der Matura nicht abriß. Mit einem zweiten Klassenkollegen und unseren Ehefrauen trafen wir uns regelmäßig.

Franz zeigte uns herrliche Bilder von seinen Reise, gab uns einen informativen Kommentar und forderte uns so indirekt auf, Ähnliches selbst zu versuchen. Gut vorbereitet stellte er aktuelle Themen zur Diskussion und lehrte uns durch sein Beispiel eine disziplinierte und niveauvolle Diskussion zu führen. So begann sich zwischen diesen 6 Personen eine Freundschaft zu entwickeln, wie sie zwischen einem Lehrer und seinen Schülern wahrscheinlich sehr selten ist.

Die Treffen dieser 6 Personen – von Franz liebevoll Sextett genannt – haben mein Leben überaus positiv beeinflußt.

Lieber Franz, durch Deinen Tod hast Du aus dem Sextett ein Quintett gemacht. Dir liebe Hertha möchte ich heute, als kleinen Trost für Deinen schweren Verlust sagen, daß in diesem Quintett die Ideen von unserem Franz weiterleben werden.