Klasse- KlassenbildProfessoren- Fächer u. Prof. 8. Klasse
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Maturarede 1954, gehalten von Rudolf OtepkaHochverehrter Herr Landesschulinspektor! Da jetzt für den Großteil unserer Klasse die Mittelschule zu Ende ist und die letzte Hürde genommen, möchte ich im Namen der Klasse einige Worte des Dankes und der Entschuldigung an das versammelte Auditorium richten. Ich möchte Ihnen hiemit den Dank der Klasse aussprechen für all die Mühen, die sie sich im Lauf der Jahre gegeben haben, sowohl in Bezug auf das rein Sachliche, als auch in Bezug auf die Erziehung vom Kind zu ernsthaft denkenden Wesen. Nun zu einem für uns unangenehmeren Thema: Wir sind uns vollkommen darüber klar, dass wir weit entfernt von einer Musterklasse waren und uns nicht immer wie ernsthaft denkende Wesen benommen haben. Trotzdem wollen wir, wenn schon keine Rechtfertigung, so doch wenigstens eine kleine Erklärung für unser Verhalten geben. Vor allem möchte ich betonen, dass wir keineswegs aus Böswilligkeit, sondern aus jugendlichem Übermut und Temperament gefehlt haben. Herrn Direktor Hofrat Halumbirek wollen wir für das uns entgegengebrachte Verständnis danken. Unserem Klassenvorstand, Herrn Dr. Lacina möchten wir für seine aufopfernde Tätigkeit als Klassenvorstand und Englischlehrer unseren herzlichsten Dank aussprechen. Er hatte es nicht immer leicht immer neue Strafen für Klassenbucheintragungen oder Zuspätkommen zu finden. Berge von Entschuldigungen jede Stunde zu verbuchen, was bei 2 Wochenstunden enorme Arbeit erfordert. Ein profundes Lateinwissen, das uns sicher auch nach der Mittelschule wertvolle Dienste leisten wird, vermittelte uns in aufopferungsvoller Weise unser geehrter Herr Prof. Dr. Kaiser. Mit größter Hingabe bemühte er sich besonders um die Schwächeren, ohne dass der Unterricht dadurch für die Guten langweilig wurde. Frau Dr. Lerch brachte uns gut durch den riesigen Stoff der Geschichte, wenn wir auch dabei einige Kämme einbüßten. Dr. Anton beendete würdig die Reihe der Geographieprofessoren. Wir verdanken ihm viele schöne Stunden, die uns bestimmt immer in Erinnerung bleiben werden. Wie wichtig die Psychologie ist, erfuhren wir von Prof. Bandion. Den Abschluss in der Reihe der Naturgeschichte Professoren bildete Prof. Bergauer. Er zeigte uns, was ein Idealist und ein pflichtbewusster Mensch ist, und dass ein solcher imstande ist, bis 10 Minuten vor Schluss der letzten Stunde Naturgeschichtestoff vorzutragen. Wie spannend und interessant Physik sein kann, zeigte Prof. Frey, der uns immer wieder mit seinen Experimenten überraschte und viele seiner Pausen hergab um unseren Wissensdurst zu stillen. Der Feldwebel des Turnsaales, Dr. Gall, machte uns den Turnsaal zur Erholungsstätte nach den schweren Stunden mit Prüfungen und Schularbeiten. Leider standen die 2 Turnstunden in der Woche in keinem Verhältnis zu der übrigen Schulzeit. Dr. Gall verstand uns und opferte oft seine Freizeit damit wir in den Turnsaal durften. Durch die deutsche Literatur führte uns Prof. Jakesz. Sein temperamentvoller Vortrag regte viele von uns zu eifriger Mitarbeit an. Mit Geschick und künstlerischem Einfühlungsvermögen brachte uns Prof. Lanzmann den riesigen Stoff in kürzester Zeit nahe. Allen werden seine interessanten Vorträge in gutem Andenken bleiben. Den anderen Kunstunterricht, Musik, unterrichtete von der ersten Klasse an, Prof. Schemitsch. Welche Musik er aus dem Klavier herausholte grenzt ans Wunderbare. Leider konnte er nicht 3-stimmig singen. Mit viel Milde und Güte eröffnete uns Prof. Preihsegger die Schwierigkeiten der Chemie. Leider versäumten wir einige Stunden, da die Berufsberatung immer am Dienstag war. Die Kirchengeschichte lehrte uns in sanfter Weise Dr. Thurner. Den Beginn seiner Stunden erwarteten wir immer gerne, wie es auch im evangelischen Religionsunterricht bei Vikar Hess war. Wie ein Vater war für uns Prof. Ptacek. Von der 1. bis zur 5. hatte ihn die B-Klasse als Klassenvorstand. Mit Ausnahme der 4a führte er uns von der Aufnahmsprüfung bis zur Matura. Er fuhr mit uns auf die Schikurse, er ging mit uns auf fast alle Wandertage und lenkte uns in klarem und präzisem Vortrag durch das Gewirr der Mathematik und die Schwierigkeiten der Darstellenden Geometrie. Auch als er nicht mehr unser Klassenvorstand war, erlebte er alles mit uns, frohe und trübe, angenehme und unangenehme Tage und war immer unser großer Freund und Berater. Dass ich die Matura bestanden habe, daran sind 2 Aussprüche Prof. Ptaceks maßgeblich beteiligt. Immer wenn es mir besonders schwer fiel, kamen sie mir in den Sinn: „Ihr Sohn kommt nie zur Matura !“ und der zweite: „Überzeugen sie mich vom Gegenteil, ich bin nur erfreut!“ Er verkörperte für uns das Idealbild eines verständnisvollen Erziehers. Zum Abschluss möchten wir uns nochmals für alles bedanken, was Sie uns fürs Leben mitgegeben haben. |