Mag. Georg Waschulin, Direktor
Mag. Susanne Brandsteidl, Präsidentin des Wiener Stadtschulrates
Thomas Blimlinger, Bezirksvorsteher Neubau
Univ.-Prof. Dr. Ekkehard Weber
Mag. Wolfgang Horvath, Universität Wien (in Vertr. v, Univ.-Prof. Dr. Schrittesser)
Mag. Georg Waschulin
Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Sehr geehrte Festgäste!
Ich möchte Sie jetzt (?) zum Festtag anläßlich des 110-jährigen Bestehens unserer Schule, dem RG 7,
Kandlgasse, herzlich begrüßen.
100 Jahre sind eine sehr lange Zeit, eine sehr lange Zeit in der bekanntlich sehr viel passieren kann.
In den letzten 100 Jahren hatte Österreich 5 politische Systeme. Wir begannen mit der Monarchie,
wir hatten eine demokratische Republik, wir hatten eine austrofaschistische Republik, wir hatten
den Nationalsozialismus, wir hatten ? eine demokratische zweite Republik.
100 Jahre, d. s. polititsch gesehen 2 Kaiser, 3 Präsidenten, ein Führer und weitere 8 Präsidenten,
100 Jahre bedeutet in der österreichischen Bildungspolitik mehr als 35 Unterrichtsminister und
2 Ministerinnen, und viele kleine und mittlere Bildungs ?
100 Jahre, d. s. an unserer Schule 11 ehemalige und 1 aktiver Direktor.
100 Jahre, d. s. mindestens schätzomativ 10 Administratoren oder mehr, hunderte Lehrerinnen und Lehrer.
100 Jahre, sind auch geschätzt 20 Sekretärinnen und mehr als 100 Schulwarte und Schulwartinnen.
100 Jahre, d. s. an unserer Schule 91 Maturajahrgänge, mit über 3000 Maturanten und Maturantinnen.
100 Jahre ? waren es insgesamt über 6000 Schüler und Schülerinnen, die unsere Schule besucht haben.
100 Jahre heißt aber auch zusammengerechnet ca 200 Monate Sommerferien
100 Jahre, in vieler Hinsicht turbulente Jahre, mit bösen politischen Ereignissen, denen die Schule
auch vielleicht nolens volens gefolgt ist.oder Folge leisten mußte.
Vor 100 Jahren war unsere Schule ein Knabengymnasium. Doch bereits 1926 maturierten die ersten Mädchen in der Kandlgasse. Nach 1938 war es wieder eine Knabenschule.
1986 maturierten wieder erstmalig Mädchen nach dem 2. Weltkrieg.
Es gibt aber auch Konstanten in der Schulgeschichte.oder Erziehungsgeschichte
Gleichgeblieben ist über lange Zeit, daß im Schulbau gespart wird und wurde.
Der Standort unseres Gebäudes ergab sich dadurch, weil das alternative Baugelände
etwas größer gewesen wäre und auch etwas teurer gewesen wäre.
Heuer wurden dankenswerterweise Physik- und Chemiesaal komplett erneuert.
Für einen Dach- oder Kellerausbau oder den Liftausbau fehlte das Geld.
Man sieht,Geld war in der Monarchie und ist auch in der zweiten Republik relativ knapp.
Was aber immer gleich geblieben ist in der Kandlgasse war das große Engagement der Lehrer
und Lehrerinnen im Unterricht und das Engagement für die Erziehung der Schüler und Schülerinnen.
Geändert haben sich aber Gott sei Dank die Unterrichtsmethoden.
Ich möchte an dieser Stelle auch meinem Vorgänger, Herrn Hofrat Salomon danken
Wie vielleicht nicht alle wissen bin ich erst seit 5 Monaten Direktor an dieser Schule und
ich habe hier ein sehr gutes Erbe übernommen
Hofrat Salomon leitete die Schule immerhin die letzten 20 Jahre, war damit der
am längsten dienende Direktor und er hat, er und sein Lehrer- und Lehrerinnenteam,
? viele positive -schritte in den letzten Jahren eingeleitet, d. h. er war auch dafür verantwortlich.
Mein Dank gilt dem Elternverein des RG 7. Die Obfrau Ecker ist leider geschäftlich unterwegs, sie ist in Polen,
und auch Dank dem Absolventenverein, ohne den die Organisation dieser Feier, der Ausstellungen ?
stattgefunden hat, nicht möglich gewesen wäre. Der Obman Abele ist leider Gottes erkrankt.
Mit beiden Organisationen, Elternverein und Absolventenverein,
funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut und ich hoffe das wird auch weiterhin so bleiben.
Last but not least möchte ich aber auch meinen Kollegen und Kolleginnen ? danken für die Organisation
der Feierlichkeiten und auch für die Festschrift. Es war, gelinde gesagt, sehr, sehr viel Arbeit und
ich glaube - ich weiß es, es hat sich ausgezahlt, und ich möchte an dieser Stelle allen Kollegen
und Kollegen, die sich hier engagiert haben, herzlich danken und bitte um einen Applaus.
(zurück)
Mag. Susanne Brandsteidl
Lieber Herr Direktor!
Herr Bezirksvorsteher!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Man lernt ja nie aus bei solchen Geburtstagsfesten an Schulen. Die Welt ist voll von Überraschungen.
Ich meine nicht nur die musikalische Einbegleitung dieses Abends, ich meine die Tatsache,
hochgerechnet die Amtszeiten Herrn Direktor Salomons wären wir mit 5 Direktoren über die 100 Jahre gekommen.
Meine Damen und Herren und diesen Auftrag an Dich, lieber Georg, es nachzumachen, von Dienstgeberseite
sind wir sehr stark an Kontinuität interessiert, nicht nur an der Tatsache, dass uns durch 200 Monate
Sommerferien auf 100 Jahre die Augen geöffnet werden, dass die Sommerferien eindeutig zu lang sind
und man hier Entwicklungsschritte und Weiterentwicklungen machen muß.
Meine sehr geehrten Damen und Herren das ist eine der Schulen, wo mir beim Gedanken
an 100 Jahre vor allem die Gegenwart einfällt. Die Kandlgasse ist aus meiner Sicht eine Insel,
vor allem eine ökologische Insel, und als ich das letzte Mal hier an dieser Schule war,
haben wir mit Direktor Salomon sehr rege darüber diskutiert, wie wir die Kandlgasse
zu d e r Öko-Schule Wiens machen können und inzwischen ist sie das auch tatsächlich geworden.
Inzwischen haben wir nicht nur einen Schulhof, der gleichsam die gründe Insel des
7. Bezirkes geworden ist. Wir haben sehr, sehr viele inhaltliche Weiterentwicklungen im Bereich
Ökologie, Biologie, Werbung (?). Die Kandlgasse ist, für alle, die es nicht wissen,
eine der ersten Schulen gewesen, die sich ganz intensiv mit dem Thema Schulbibliothek,
zentrale Schulbibliothek und Informationstechnologie auseinandergesetzt haben.
Sie sehen schon, die Kandlgasse ist richtungsweisend gewesen als die einzige AHS im Bezirk,
die sich ganz gezielt diesem Schwerpunkt widmet.
Meine Damen und Herren, bei 100-Jahrfeiern blickt man natürlich in die Vergangenheit,
und wir werden heute dazu noch Gelegenheit haben, aber wir blicken auch in die Zukunft.
Und wenn wir vorher vom Herrn Direktor gehört haben, dass sich Gott sei Dank die
Unterrichtsmethoden geändert haben in diesen 100 Jahren, dann darf ich diesen Blick
in die Zukunft auch mit einem Wunsch verbinden: Wir haben in den letzten Tagen, Wochen, Monaten sehr,
sehr viel darüber gehört, gelesen, dass wir uns Gedanken machen, wie man 10-Jährige neu beschult.
Die Kandlgasse hat etwas gemacht, was uns hier als Beispiel dient: sie hat Kinder dort abgeholt,
u. zw. schon seit vielen Jahren dort abgeholt, wo sie stehen und sie ist sozusagen
zu einem Biotop für Schule, da und dort auch Ansätze für gemeinsame Schule im 7. Bezirk
geworden und hat uns gezeigt, dass ? das Eingehen auf bestimmte, nun ja Schwächen und Stärken,
auf beiden Ebenen dieser pädagogischen Skala beinahe sowas ist
Wie eine Selbstverständlichkeit hier. Die Lehrer und Lehrerinnen der Kandlgasse
haben es gelernt, mit besonderen Begabungen umzugehen, ich habe das damals auch in der
Präsentation an der Schule sehr eindrucksvoll sehen dürfen und hab’ auch gelernt,
was es heißt zu stützen und zu fördern. Nehmen wir uns diese Arbeit zum Vorbild und
setzen wir sie so um, dass möglichst viele Wiener Schulen etwas davon haben.
Vielleicht ist gerade die Arbeit an der Kandlgasse, und ich möchte die Entwicklung
in den nächsten Wochen nicht vorweggreifen, aber vielleicht so etwas wie ein Prototyp
von „Holen wir die Kinder ab, wo sie stehen, und machen wir das Beste aus ihnen.
In diesem Sinn darf ich der Kandlgasse Happy Birthday wünschen, alles Gute zum Geburtstag,
den Lehrerinnen und Lehren vielen, vielen herzlichen Dank für die enorme Arbeit,
die sie für diesen heutigen Tag und um diesen heutigen Tag aber vor allem für
die Kinder dieser Schule in den letzten Jahren in diesem Jahr, und auch in der
Zukunft geleistet worden ist und geleistet wird und Ihnen allen alles Gute und
einen ganz wunderschönen Abend und ein wunderschönes Fest. (zurück)
Thomas Blimlinger
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Werte Ehrengäste!
Nachdem im Rahmen des heutigen Festags, sie haben es schon auf dem Programm gesehen,
ein sehr vielfältiges und ansprechendes Programm vor uns liegt,
darf ich mich als Bezirksvorsteher, aber, muß ich immer erwähnen,
auch ehemaliger Schüler dieser Schule, der Kandlgasse, bewusst sehr kurz halten.
Vor 100 Jahren, als die Kandlgasse gegründet wurde, da trugen die Gymnasiasten
im wahrsten Sinne des Wortes, es waren nur Knaben, noch Anzüge.
Als mich vor 40 Jahren der Weg als Schüler in die Kandlgasse führte,
da waren Mädchen und junge Frauen noch keine Mitschülerinnen.
Der Streit in den Gängen durfte nicht zu rege und die Haare nicht zu lang sein,
und die Jeans waren gerade noch geduldet. Wenn mich heute der Weg in die Kandlgasse führt,
dann könnte es kaum vielfältiger sein. Ganz ehrlich, ich finde es sehr gut, dass es bunt geworden ist.
Als Bezirksvorsteher möchte ich mich bedanken, dass hier über die Jahre
das Zusammenarbeiten mit der Kandlgasse sehr gut funktioniert hat.
Ich erwähne nur, es gibt sogenannte Kinder- und Jugendbeirat-, Jugendbeteiligungen
im Bezirk hier, nimmt die Kandlgasse teil. Es gibt das Projekt der
„Gestaltung des öffentlichen Raums“ vor der Schule. Auch dieses Projekt
wurde gemeinsam mit der Schule durchgeführt. Sichere Schulwege
– das alles ist dem Bezirk ein Anliegen und hier: noch einmal danke für die Zusammenarbeit.
Als ehemaliger Schüler bedanke ich mich dafür, dass die Kandlgasse bereit ist
sich auf Neues ein und auf Entwicklungen einzulassen, kritisch nach vorne blickt,
aber auch zurück. Und im Rahmen des heutigen Festaktes werden wir das auch noch hören.
Ich wünsche dem BRG Kandlgasse alles Gute zum 100. Geburtstag und viele, viele weitere Jahre bunter Vielfalt!
Vielen Dank. (zurück)
Univ.-Prof. Dr. Ekkehard Weber
Ich brauch’ den Zettel. Professoren halten kein Rede sondern eine Vorlesung.
Hochansehnliche Festversammlung! – Wie das so heißt...
Es ist ein seltsamer Zufall, dass ich heute vor Ihnen stehe
Bei der gleichen Gelegenheit vor 50 Jahren, damals ein hoffnungsvoller
Angehöriger einer der beiden Maturaklassen, nämlich bei der 50-Jahrfeier dieser Schule,
hatte ich eine ähnliche, wenn man so will, offizielle Funktion. Näheres können
Sie meinem Beitrag in der Festschrift nachlesen.
Einen Unterschied zu damals gibt es allerdings: ich bin dieses Mal nicht aufgefordert worden,
meine geplanten Äußerungen den Autoritäten der Schule zwecks kritischer Überprüfung vorzulegen.
Ich darf also heute sagen, was ich will, wenn es nur kurz ist, wie man mir mehrmals nahegelegt hat.
Da ich nun also schon zweimal bei einer Jubiläumsfeier der Kandlgasse reden durfte und darf,
habe ich offenbar eine Tradition begründet. Ich bin schon sehr gespannt, ob ich noch ein drittes Mal,
nach weiteren 50 Jahren, wieder einmal Gelegenheit zu einem solchen Auftritt bekommen werde.
Bei seiner Gründung vor 100 Jahren war die Kandlgasse ein humanistisches Gymnasium mit
Latein ab der ersten und Griechisch ab der 3. Klasse. Vor 50 Jahren war die Kandlgasse
ein Realgymnasium, wie es damals hieß, mit Latein ab der Dritten. Heute gibt es Latein
nur mehr in einer Kümmerform. Und in 50 Jahren? In 50 Jahren wird die Kandlgasse
selbstverständlich eine Gesamtschule sein, eine Gesamtschule der 6- bis 24-Jährigen,
natürlich ohne Latein aber mit einem Universitätsabschluß, mindestens als Bachelor.
Das ist nicht slawisch, wie man aufgrund des „sch“ und der Ostöffnung der EU glauben könnte,
sondern Englisch und heißt „Junggeselle“, was für einen akademischen Grad zweifellos sehr sinnvoll ist.
Master dagegen versteht man in Wien überall. Dafür wird es keine Matura mehr geben,
weil dieses Wort erstens lateinisch ist, daher offiziell auch Reifeprüfung, die zweitens,
wie fortschrittliche Pädagogen schon heute wissen, mit ihrem Prüfungsstress
verheerende Auswirkungen auf die kindliche Psyche hat, und weil alles, was man dafür wissen muß,
ohnedies im Wikipedia steht. Und weil die Matura schon 250 km weiter westlich,
wo üblicherweise alle bildungspolitische Weisheit herkommt, Abitur heißt,
würde es mich jetzt sehr verlocken, hier über den geradezu programmatischen Unterschied
zwischen Matura und Abitur zu philosophieren, wie er bereits in der jeweiligen Wortbedeutung
aber wohl immer weniger im Anspruch zum Ausdruck kommt.
Aber eigentlich sollte ich langsam zum unmittelbaren Zweck meiner Rede kommen,
obwohl ich den eigentlich gar nicht kenne. Ich habe auch keinen wie immer gearteten Auftrag.
Aber ich bin hier auch so etwas wie ein Vertreter der Universität Wien und kann
mit einigem Stolz darauf verweisen, dass, jedenfalls nach meinem Wissen,
derzeit kein Gymnasium in Wien so viele und prominente Universitätsprofessoren aufzuweisen hat,
wie die Kandlgasse: den Psychologen Gerhard Fischer, den bedeutenden Altgermanisten Helmut Birkhahn,
oder den Professor für öffentliches Recht, Rudolf Thienel, der eben jetzt Vizepräsident
des Verwaltungsgerichtshofes geworden ist. Auch darauf sollte, so meine ich,
in aller Bescheidenheit die Kandlgasse ein bisschen stolz sein.
Und weil die Rede des Vertreters der Absolventen ausgefallen ist,
darf ich vielleicht für die Absolventinnen – in der Zwischenzeit –
und Absolventen ein Wort sagen. Wir danken der Kandlgasse für alles,
was sie uns nicht nur an Wissen mitgegeben hat und wir wünschen ihr für die Zukunft,
wie immer sie aussehen mag, alles Gute.
Noch etwas: ich darf hier eine Vertreterin der Universität Wien ankündigen,
die wenn auch mit einiger Verspätung, wie ich gehört hab’, der Schule
das Dekret als Kooperationsschule der Universität Wien überreichen wird.
Danke. (zurück)
Mag. Wolfgang Horvath
Sehr geehrte Damen und Herren!
Liebe Festgäste!
Es ist mir eine große Freude und zwar nicht zuletzt als ehemaliger Schüler
im BRG Wien 7, der Kandlgasse, heute auch offiziell den Status einer Kooperationsschule
der Universität Wien zu verleihen. Im Rahmen dieses Projektes werden Kooperationen
zwischen einzelnen Schulen und dem Institut für Bildungswissenschaft,
genauer der Forschungseinheit für LehrerInnen-Bildungs und –Professionalisierungsforschung, realisiert.
Ziel ist es dabei einerseits Lehramtsstudierenden einen umfassenderen Blick auf die Praxis
der Bildungseinrichtung Schule zu ermöglichen, u. zw. umfassender als es
herkömmliche Modelle der LehrerInnenausbildung, z. B. in ??? Unterrichtshospitationen gestatten.
Ziel ist dabei andererseits auch Schulen zu dabei zu unterstützen,
sich selbst gleichsam aus der Außenperspektive analytisch und systematisch zu betrachten
und sich dabei als lernende Organisation zu begreifen. Unser Wunsch und unsere Hoffnung ist es also,
dass solche Kooperationsvorhaben einer Professionalisierung des Lehrberufs dienen,
die wiederum denjenigen dienen sollen, um die sich dann doch alles dreht, nämlich den Schülerinnen und Schülern.
In diesem Sinne freut es mich, Herr Direktor, das Kooperationszertifikat zu überreichen
mit der Hoffnung auf weitere fruchtbringende Kooperationen. (zurück)